spannung wie im tiefkühl- schrank: val mcdermids „die erfinder des todes“

ich bin kein krimifan. aber spannende bücher mag ich wie wir alle. nun las ich val mcdermids „die erfinder des todes“. da wird gemordet und gemeuchelt, zerstückelt und tiefgekühlt, vergewaltigt und in abgeschnittene köpfe onaniert. alles komplett spannungsfrei. wie schafft man das?

der als „roman“ bezeichnete 540-seiter erzählt von der „besten profilerin“, die new scotland yard jemals bekommen konnte. fiona cameron ist wissenschaftlerin, kühle analytikerin und waaahhhnsinnig intelligent, was ihr ihr lebensgefährte, der thriller-autor kit martin, ihr polizei-freund steve, die spanische polizei generell und die autorin immer wieder bestätigen; sicher ist sicher. denn diese eigenschaften gehen dem plot leider ab.

emotion, glaubwürdigkeit, spannung? der roman wirkt kühl wie aus der kühltruhe, in der sich der kopf einer weiteren thriller-autorin nebst pökelfleisch findet. nichts blöder, als eine als waaahhnsinnig intelligent beschriebene protagonistin, die unterdurchschnittliche lösungen anbietet. die schlüsse, die cameron zieht, haben wir leserinnen und leser uns längst selbst ohne fuchsteufelswilde software und total geheime insiderinformationen zusammengereimt.

die geschichte kann also nur einigermaßen funktionieren, wenn die ermittelnden beamten, polizistinnen und vorgesetzten dümmer sind als die polizei erlaubt. sie verhaften und verhören reihenweise die falschen, – was wir natürlich schon bei der ersten erwähnung der verdächtigen ahnen. sie observieren mögliche mörder, während die durch die hintertür auf’s fahrrad klettern und durch london cruisen, sie schenken den ängsten und warnungen der waaahhnsinnig intelligenten cameron keinen glauben, obwohl sie ihre fähigkeiten im gleichen satz preisen.

Goethe im Kühlschrank2

es liegt also – wie immer – am handwerk. statt „show – don’t tell“ entsteht so ein krimi nach der umgekehrten maxime: „tell – don’t show“. von intelligenz zu schreiben ist eben nicht sonderlich intelligent, von panik zu erzählen lässt keine panik spüren, brutalität zu beschreiben ist dumpf, nicht nervenkitzelnd. am ende erinnert sich cameron an „diese minute des chaos“, – eine ziemlich lustige beschreibung dafür, dass der höhepunkt des buchs tatsächlich nur wenige minuten lesezeit kostet.

da wurden also meine vorbehalte gegen krimis bestätigt: reißerische aufmachung, dünner plott, schlechtes handwerk. ach ja, und natürlich gibt es, wie in meinem vorangestellten satz, sehr viele adjektive. aber das ist ein genre-problem.

 

val mcdermid, die erfinder des todes, droemer.

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