Personen
Ruth 54, Gruppenpädagogin, Analytikerin, geschieden, eine Tochter
Marion 51, arbeitslos, Hartz IV, geschieden, zwei Kinder
Manfred 48, Lehrer, krankgeschrieben
Doris 43, Hausfrau, Mutter, drei Kinder
Jens 36, Lehrer, ledig
Simone 26, Studentin, Deutsch und Psychologie auf Lehramt, ledig
Lothar 51, Journalist und Berater
Kamera 1 Videokamera auf Teilnehmer
Kamera 2 Videokamera auf Publikum
Publikum
Spieldauer ca. 90 Minuten inklusive 15 Minuten Pause.
Szene 5
[Kamera 1: Ruth]
Ruth
Was wir gerade erleben, was Manfred erlebt, dieses in der Mitte der Gruppe stehen, einen Raum für das Selbst zu erhalten, das könnt ihr gut auch mal zum Thema eines Kurses machen, zum Beispiel bei einer Gruppe von Langzeitarbeitslosen, um ihnen ein Gefühl zu geben, dass sie integriert sind, dass sie dazugehören.
Lothar
Langzeitarbeitslose, das wär doch was für Dich Moni, da kennst Du Dich doch aus.
Ruth
Ja, da hat die Marion Erfahrung und das ist auch wichtig, denn ich bin bei der Anleitung einer Gruppe nicht „Nur-Leiterin“, ich bin ein Mitglied wie alle anderen, mit einer zusätzlichen Funktion, die Arbeit, die Interaktion der Gruppe und die Betroffenheit oder Störungen der einzelnen wahrzunehmen und mich einzusetzen, wenn ich glaube, dass es angemessen ist. Als Leiter seid Ihr Teil der Gruppe, Ihr steht nicht außerhalb. Es geht immer darum, Anteil zu nehmen und damit der Gruppe neue Perspektiven zu eröffnen, so wie wir hier Anteil an Euch nehmen und ihr damit neue Perspektiven bekommt, Euch selbst gegenseitig Hoffnung macht.
[Kamera 1: fade out]
Ruth
Vielleicht hat Marion schon eine Vorstellung, welches Thema sie gerne einer Gruppe anbieten würde. Hast Du Dir da schon mal Gedanken gemacht. Was würde Dich interessieren?
Marion
Ich habe noch keine Vorstellung. Ich will das jetzt auch nicht besprechen..
Ruth
Möchtest Du über Deine Schwierigkeiten reden?
Marion
Nein, ich hör‘ einfach zu.
Ruth
Aber Du bist mit dem Herzen nicht dabei. Wärest Du jetzt lieber woanders?
Marion [leise]
Wenn ich ehrlich bin, schon.
[Dunkel/Spot auf Marion]
Ruth
Wo wärst Du jetzt gern?
Marion
Weit weg.
Ruth
Geh weit weg, so weit weg, wie du willst, wo du gern wärst. Geh in deiner Phantasie dahin, wo du sein möchtest. Du brauchst uns nicht zu erzählen, wo du Dich jetzt siehst, außer, Du willst es. Nimm dir Zeit für deine Reise.
Marion [schließt die Augen]
Ich bin weit weg – unter einem Busch
Ruth
Es ist gut, ein Busch zu sein. Ein Busch muss nichts sagen. Er ist ein Busch.
Marion
Ich bin nicht ganz Busch. Ich sitze unter dem Busch.
Ruth
Willst Du dem Busch etwas sagen?
Marion
Ich brauche ihm nichts zu sagen. Er versteht mich.
Ruth
Du bist mir vertraut Busch, wir kennen uns. Wir brauchen nichts zu sagen. Wir verstehen uns ohne Worte.
Marion
Ich möchte hier unter dem Busch sitzen bleiben
Ruth
Mit uns oder allein?
Marion
Allein
Ruth
Wir lassen Dich allein – wir gehen irgendwo spazieren und du sitzt unter dem Busch.
Marion [freudig erregt]
Ja!
[Hell]
Ruth
Wir lassen jetzt Marion allein und wenden uns wieder der Gruppe zu. Wer hat denn schon eine Idee für ein Gruppen-Thema?
Lothar trommelt auf seinem Sitz
Uaahh, Uga, Uga.
Jens
Schchchttt
Lothar
Ich kommuniziere mit der Buschfrau
Ruth
Bitte lasst Marion in ihrer Vorstellung allein, sie hat darum gebeten, das solltet Ihr respektieren.
Weiterlesen? Bitte haben Sie noch ein wenig Geduld …
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