/Hinter Glas (Textauszug)

     „War ’n feiner Laden gewesen“, sagte Hannes, Lorenz nickte übertrieben, dabei schlug seine Stirn gegen die Scheibe.
„Die Leute gingen schäbig rein und kamen vornehm raus, selbst die, die kein Geld hatten, ein richtiger Zauberladen. Meine Schwägerin hat da einen Pelz her, ohne dass sie dafür bezahlt hat.“ Lorenz grunzte, und im Einvernehmen über die wundersame Wirkung des einstigen Konsumtempels tranken sie die Flasche bis zur Neige.
„Du bist dran mit Holen“, sagte Hannes und schubste Lorenz Richtung Supermarkt.

     Kurz darauf setzte Hannes die Mittagsflasche an, gurgelte ein wenig und reichte sie Lorenz. In seiner Manteltasche zählte er mit den Fingern das Geld.
„Hält bis Mittwoch“, sagte er, aber Lorenz hing schon wieder an der Scheibe, sacht klopfte er mit dem Finger dagegen. Hannes seufzte und nahm noch einen Schluck. Lorenz klopfte kräftiger, gurgelte und zog Hannes am Ärmel. Hannes schirmte die Augen mit beiden Händen ab, um besser sehen zu können. Der Laden schien ihm noch dunkler, noch staubiger als zuvor. Lorenz hämmerte immer noch gegen das Glas, „hhrrch“, machte er, Hannes nahm noch einen Schluck.

     „Okay, wenn ich mich konzentriere, sehe ich ganz hinten Licht“, sagte er, schüttelte dann den Kopf und setzte die Flasche wieder an. Vielleicht war der Schnaps doch nicht so ein Qualitätsprodukt, wie es die Werbung versprach. Oder es war einfach nur die Kälte. Sicherheitshalber nahm er noch einen Schluck. Lorenz gurgelte. Hannes schaute wieder hinein.
„Kassiert da eine?“ Lorenz riss Hannes die Flasche aus der Hand und schluckte hörbar, Hannes warf die Haare zurück, drehte sich einmal im Kreis und hing wieder an der Scheibe.
„Die Dicke im Pelz kenn ich doch!“

     Da ratterte es neben ihnen, sie schreckten zurück und starrten auf das Eingangsgitter, das gerade oben anschlug. Heraus trat ein livrierter Angestellter.
„Herein, herein“, rief er ihnen zu. Lorenz griff nach der Flasche in Hannes’ Hand, doch der riss sie fort und leerte die Mittagsflasche in einem Zug.
„Kommen Sie jetzt vielleicht, ich hab nicht ewig Zeit“, maulte der Livrierte. Und da sie Hoffnung hatten, im Kaufhaus sich ohne flüssige Heizung wärmen zu können, schwankten sie an dem Mann vorbei in die Halle.

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