/Die Sanierung (Textauszug)

Erwin zog die Küchentür auf. Überall fiel Werkzeug, schepperten Hämmer, Sägen, Schraubschlüssel zu Boden, aus dem Wohnzimmer, dem Bad, dem Schlafzimmer und der Loggia brüllten die Arbeiter „Feiera’md“ und von allen Seiten und Stockwerken brüllte es zurück. Die beiden Graumänner, die vorhin um die Loggia-Fenster geklettert waren, zwängten sich über das Balkongeländer ins Wohnzimmer, ließen ihre Klettergeschirre von den Hüften rutschen und stimmten in das Geschrei mit ein. Ralf schob sich an Erwin und Margret vorbei, um besser sehen zu können, da erfassten ihn die Vorbeischiebenden. Er klammerte sich an den Rahmen der Küchentür, aber die Blaumänner, Graumänner, Weiß- und Grünmänner, mit Flecken oder Staub bedeckt, mit dunklen Stellen an Hemdkragen, Rücken und unter den Armen, rissen ihn in den Strom ihresgleichen auf den Etagenflur hinaus. Aus allen Wohnungen ergossen sich Handwerker auf die Fläche vor den Aufzügen, aus der Menge heraus ertönte hier und da ein Plopp von sich öffnenden Bierflaschen, Glas glockte gegen Glas. In Abständen flirrte ein „Bing“ über die Köpfe, dann ruckte die Menge ein, zwei Schritte nach vorn, schwatzend, rufend, brüllend.

„Hängen die Fenster“, fragte ihn einer, dessen Schnurrbart weiß und die Nase schwarz war. Ralf nickte zaghaft. „Immerhin“, sagte der Mann und tippte sich mit zwei Fingern gegen den Helm.

Auf den Fußspitzen und mit gerecktem Hals schaute sich Ralf um. Aus der einen oder anderen Wohnung schauten bleiche Gesichter auf die Szenerie, die Augen tief in den Höhlen oder eine Hand an der Wange. Manche drückten erschöpft und ohne Gruß an die Nachbarn ihre Türen zu bis zu den Wolldecken, die im Rahmen lagen, andere verschwanden einfach im dunklen Schlund ihrer von Zementsäcken und Gerät vollgestellten Heimstatt.

baustelleRalf versuchte, über die Köpfe hinweg zu erkennen, wie weit er von den Aufzügen weg war. Wenn er es an die Wand schaffte? Er zwänngte sich gegen den Strom, trat auf Füße, rempelte und quetschte. Die Männer blafften und schrieen, aber Ralf war sich nicht sicher, ob es ihm oder der Arbeitsschlusseuphorie galt. Endlich stand er an der Wand, drückte sich an dem abgeschlagene Putz vorbei, zwängte sich über Rohre und Fliesenstapel, bis er endlich wieder Erwin und Margrets Wohnung erreichte. Dort rannte er den Flur entlang zum Wohnzimmer, stolperte über Geräte und Werkzeug und beugte sich auf der Loggia, dort, wo ein Fenster immer noch am Scharnier baumelte, hinunter.

Unten spuckte der Ausgang unablässig blaue, weiße, graue und grüne Hosen aus. Von der Höhe aus verschmolzen sie zu einem Strom, der sich hinter dem Eingang wie ein Delta in eine Vielzahl von Flussarmen verzweigte und die Männer zu ihren Transportern und Wagen auf den Parkplätzen vor den Wohnanlagen spülte. Autotüren schlugen in einem wilden Rhythmus, Anlasser stotterten, Dieselmotoren brummten, und darüber ein Hupen und Fluchen im Stau vor der Schranke, die nur einen Wagen nach dem anderen durchließ, bis sich die Transporter und Kleinlaster einer nach dem anderen in den Fluss der Ringstraße einfädelten und hinter der Kreuzung, die nicht mehr in Ralfs Blickfeld lag, mit dem Rauschen des beständigen Vorstadtverkehrs verschwammen.

Es dauerte fast zwei Stunden, bis die letzten Handwerker aus dem Eingang unten herausgetropft, ihren Transportern zugeflossen waren und ein letztes Mal hupend die Schranke passierten, – die sich endlich im Spätsommerabend zum letzten Mal erschöpft in die Haltegabel fallen ließ.

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